In Wien und Umgebung gibt es eine rege Landwirtschaft. Von Wein, über Gemüse, bis hin zu Honig, kann Alles aus lokaler Produktion gekauft werden, vieles davon ist biozertifiziert. Und auch Fischliebhaber:innen müssen nicht zu Meeresfrüchten aus intransparenten Handelsketten und fernen Gewässern greifen, sondern können diesen direkt aus der Aquaponik in der Donaustadt beziehen.
Nur etwa 6 % der in Österreich konsumierten Fische werde nicht importiert. Dadurch wurde dieses Jahr auch schon am 25. Jänner. 2023 der Fischerschöpfungstag erreicht. Aber nicht jede:r mag Fisch direkt aus der Donau essen, sei es wegen Sorge um Schadstoffe im Fischfleisch oder aus ökologischen Bedenken um den Erhalt die Fischarten in der Donau.
Wer sich jedoch trotzdem ab und zu ein Stück Fisch zum Mittagessen gönnen mag, kann zur Alternative aus der Aquaponik greifen. Das Wiener Unternehmen Blün begann 2017 in der Donaustad mit der Züchtung von Wels im aquaponischen System. Aquaponik bedeutet, dass eine Aquakultur (also Beckenaufzucht von Wassertieren) mit Hydroponik gekoppelt wird (das ist der Anbau von Nutzpflanzen wie Gemüse im Wasser).
Es handelt sich bei der Aquaponik um ein modernes kreislaufwirtschaftliches System nach dem cradle-to-cradle Prinzip. Die Reststoffe aus dem einen Bereich werden als Ausgangstoff im nächsten genutzt, es entsteht kein ‚Abfall‘. Im Fall von Blün ist es der Fischdung der im Biofilter aufbereitet wird und das Wasser und die Nährstoffe dann in die hydroponischen Gemüseanbausysteme geleitet werden. Dies ist Ressourcenschonend da das Wasser und die Nährstoffe im Kreis geführt werden und kein Dünger zugekauft werden muss. Die Fischzucht verbraucht im Gegensatz zu der Rinder- oder Hühnerproduktion auch wesentlich weniger Wasser.
Es werden bei der Fischzucht von Blün weder Antibiotika noch Chemikalien verwendet. Auf diese Stoffe wird einerseits verzichtet, weil sie die Funktion des Biofilters stören würden, andererseits auch um die Nützlinge, die im Glashaus verwendet werden, zu schützen. Bei den Nützlingen handelt es sich um Hummeln, Milben und Schlupfwespen.
Auch wenn die Produkte von Blün kein Biozertifikat haben, weil laut einer EU Verordnung Lebensmittel, die nicht im Ackerboden oder Naturbecken gezogen wurden derweil keine solche Zertifizierung bekommen dürfen, handelt es sich bei dem Fisch aus der Donaustadt um eine nachhaltige, umweltfreundliche Alternative zu Fischimporten aus dem Ausland. Wer selber schauen möchte wie Aquaponik funktioniert, kann jeden Donnerstag an einer Führung durch die Gewächshäuser und Anlagen von Blün teilnehmen.