Die Versorgung mit regionalem Gemüse ist für immer mehr Menschen ein Anliegen. Für Soilful sind Marktgärtnereien ein Teil der Antwort, wie die Bevölkerung mit hochwertigem Gemüse nachhaltig versorgt werden kann. Aber das Konzept von Soilful geht noch weiter: Soilful möchte eine Genossenschaft gründen, die Marktgärtnereien vernetzt und unterstützt. Ein interessantes Projekt haben wir uns gedacht und Stefan Faatz-Ferstl von Soilful interviewt.
Zu der Idee kam es Anfang des Jahres 2021, aber das Team von Soilful beschäftigt sich schon lange mit dem Konzept regenerative Landwirtschaft. Viele solidarische Landwirtschaften sind gerade im Entstehen, durch den Austausch und Zuhören erkannte Stefan Faatz-Ferstl, dass alle auf dieselben Herausforderungen stoßen: „Mit dem hohen Risiko auf der einen Seite, mit der Komplexität auf der anderen Seite, müssen sie einerseits eine Community mit ErnteabnehmerInnen aufbauen, eine Website schaffen, eine Finanzierung aufstellen und dann auch noch das Gemüse produzieren, das ist einfach zu viel für 3-4 GärtnerInnen.‘‘
Also kam ihm der Gedanke, den MarktgärtnerInnen durch eine Genossenschaft einen Teil dieser Aufgaben abzunehmen. Durch das Soilful-Netzwerk wird auch ein resilientes System geschaffen, in dem die MarktgärtnerInnen eine kompetenzbasierte Bezahlung erhalten und die Genossenschaft das Risiko trägt. Die Vision ist Plätze zu schaffen, die nicht nur Orte der landwirtschaftlichen Produktion sind, sondern auch Orte der Begegnungen, bei denen Menschen sich treffen, mithelfen können und den Bezug zur Natur nicht verlieren. Es können dort auch Co-Working spaces entstehen oder Restaurants. Ideen gibt es viele.
Das Netzwerk beginnt bei den autonomen Marktgärtnereien, der kleinsten Einheit bestehend aus 3-4 GärtnerInnen. Diese versorgen jeweils bis zu 200 Familien und sind verbunden durch ein Food Hub mit 8-10 weiteren Marktgärtnereien aus dem Umfeld. In diesen Food Hubs gibt es Infrastruktur zur Weiterverarbeitung, Lagerung aber auch Jungpflanzenaufzucht oder Kompostierung kann dort geschehen. Mehrere dieser Hubs können um Städte herum entstehen und sind über die Genossenschaft verbunden.
Es sollen sich sowohl bestehende Landwirtschaften anschließen als auch Neugründungen unterstützt werden. Den Vorteil den alle in diesem Netzwerk genießen: es wird unter einer Marke vermarktet, viele Aufgaben aber auch gewisse Infrastrukturen können geteilt werden (Marketing, Netzwerkaufbau, Know How, Kühlräume etc.) und das finanzielle Risiko wird von allen getragen.
Für die Neugründung einer Marktgärtnerei wird mit Investitionskosten in Höhe von 140.000 € gerechnet, sagt Stefan. „Durch die Förderungsschiene soll die Genossenschaft finanziert werden, für die Farmen entwerfen wir gerade ein Corporate Sponsorship Modell und eine zusätzliche Finanzierung sind die Genossenschaftsbeiträge.‘‘ Der Break-Even wäre bei 5-6 gut laufenden Farmen erreicht.
Natürlich stößt ein solches Vorhaben auch auf viele Herausforderungen. Die Förderpolitik ist auf Großfarmen und technologische Innovationen ausgelegt, meint Stefan, „Wenn wir eine Drohne hätten, die mit Lasern auf Beikraut schießt, dann hätten wir sofort eine Förderung. Das Umfeld ist challenging. Wenn man Landwirtschaft neu denken mag und sagt man will Landwirtschaft mit einem Community-Gebäude koppeln, wo Co-working drin stattfindet, dann wird’s baurechtlich auch schnell einmal schwer.‘‘ Es braucht also viel Kreativität, um damit umzugehen aber die haben Stefan und sein Team.
Es gibt schon viele weitere Visionen, zur Schließung von Kreisläufen sowie zur Erhebung einer Datenbasis zu Bodenqualität und Niederschlagsmengen. Die nächsten Schritte sind nun aber erstmal die Gründung der Genossenschaft, bisher ist Soilful noch ein Verein. Anfang 2022 startet die Zusammenarbeit mit der bereits bestehenden solidarische Landwirtschaft LeGuLa, die als Pilotfarm dient und es werden Erkenntnisse für zukünftige Strukturen gesammelt.
„Eigentlich ist die Kernfrage, die ich beantworten möchte, wie kann ich Biodiversität aufbauen, Boden guttun und gleichzeitig wirtschaftlich handeln.‘‘
Bisher gab es viel positives Feedback aus der Szene, meint Stefan. Am 14. Dezember wird das Soilful Launch-Event stattfinden, da sind alle interessierten Leute herzlich eingeladen teilzunehmen, Fragen zu stellen und Anregungen einzubringen! Zur Anmeldung geht es auf der Webseite: www.soilful.net.
Wir sind dabei und denken das ist ein zukunftsweisendes Vorhaben!
20.12.2021